Blasmusik in höchster Vollendung

Die Musikgesellschaft Konkordia Egerkingen überzeugte einmal mehr an ihrem Jahreskonzert

VON EDGAR STRAUMANN


Bild: HR. AESCHBACHER

Seit Jahren gehört das Jahreskonzert der Musikgesellschaft Konkordia Egerkingen zu den musikalischen Highlights weit über die Region hinaus. Die Erwartungen wurden am Jahreskonzert zu Beginn des neuen Jahres in der Mühlematt-Halle auch diesmal mehr als erfüllt. Das Besucherinteresse war entsprechend gross, wodurch Vereinspräsidentin Barbara Junker-von Arx bei ihrer Begrüssung Delegationen aus vielen Landesteilen begrüssen durfte. Das Konzert solle denn auch eine erste Standortbestimmung für den Besuch am Luzerner Kantonalmusikfest in Sempach sein, wo sich die «Konkordia» am 6. Juni mit nicht weniger als 16 Erstklass-Vereinen im musikalischen Wettstreit messen wird.

Die Blasmusik tauchte ab in das 16. Jahrhundert und liess sich mit musikalischer Dramatik von Intrigen und einer Enthauptung mitreissen.

Nicht nur eine Kostprobe, sondern gleich eine Bestätigung des immer wieder weiterentwickelten Niveaus wurde mit der Eröffnungsnummer «Blazon» von Philip Sparke erbracht. Carlo Balmelli fährt seit nunmehr zwölf Jahren vom Tessin nach Egerkingen, um hier das Gäuer Blasorchester zu leiten. Dann durfte Michael Nünlist, der wiederum mit interessanten Informationen durchs Programm führte, auf einen ersten Höhepunkt hinweisen. Auf dem Programm stand «Concertino for Piccolo and Synphonic Band» von Samuel Pascoal. Der Solist Markus Pfister, seit 1997 Mitglied der «Konkordia», spielte seinen Part in höchster Vollendung.

Tragisches aus dem Königshaus
«Wir tauchen ab in das 16. Jahrhundert » war weiter zu vernehmen. In jene Zeit also, als die Niederlande und Belgien vom spanischen Königshaus unter Philip II beherrscht und verwaltet wurde. Eine tragische Figur spielte der holländische Graf Egmont, dessen Geschichte Ludwig van Beethoven in seiner Oper «Egmont» verarbeitete. Dieses Themas hat sich auch Bert Appermont angenommen und für Blasorchester das Werk «Egmont-Symphonic Poem» geschaffen. In den vier Sätzen «The Wedding» (Hochzeit von Egmont), «Filips and Egmont» (Prekäre Beziehung zwischen Philip II und Egmont), «Fato Prudentia Minor» (Enthauptung von Egmont in Brüssel) und «United against Spain» (Aufstand der Niederländer gegen Spanien) konnten die unermesslich darstellenden musikalischen Möglichkeiten auf eindrückliche Weise erbracht werden. Die von Franziska Scherer auf der Gitarre eingestreuten Klänge trugen zum spanisch höfischen Sound bei. Diese unter die Haut gehende Komposition hat die «Konkordia» für das Luzerner Kantonalmusikfest in Sempach als Selbstwahlstück ausgewählt. dann wurde das Publikum nach Spanien und Südamerika entführt. Vorerst mit dem Pasodoble «Yakka» von José Rafael Pascual-Vilaplana. Dabei kam der Farbenreichtum dieser Musik aufs Anschaulichste zur Geltung. Giuseppe Verdi soll nach der Uraufführung der Oper «Il Guarany» über den Komponisten Carlos Gomes gesagt haben: «Gomes beginnt da, wo ich aufgehört habe». Ein grösseres Kompliment gäbe es wohl kaum.

Anspruchsvoll und überzeugend
Ein Kompliment gäbe es nicht nur, sondern gibt es für Carlo Balmelli, der die Ouvertüre dieser brasilianischen Musikgeschichte für Blasorchester arrangiert hat. Die Möglichkeiten seiner Musikantinnen und Musikanten hat er dabei nicht nur bei der Transkription, sondern auch bei der Aufführung voll ausgeschöpft. Zum Abschluss wurde nochmals eine eindrucksvolle Komposition vorgetragen. Das Werk von Oscar Navarro «Libertadores» ist voller Gegensätze. Bei der Umsetzung waren nicht nur alle Bläserinnen und Bläser, sondern ganz besonders die Perkussionisten gefordert. Nicht zu vergessen auch der Mann mit dem Streichbass. Der nicht enden wollende Applaus war die Herausforderung für eine Zugabe, welche mit «On Wings» von Bart Picqueur auch gewährt wurde. Nochmals konnten sich sämtliche Register von ihrer besten Seite präsentieren. Mit der Präsentation des endgültig abschliessenden «Solothurner Marsches» von Stephan Jäggi gebührte sämtlichen Interpretinnen und Interpreten ein grosses Kompliment.

Oltner Tagblatt vom 12. Januar 2015